Fahrenheit 451 – Ray Bradbury

Eine der großen ist in dieser Woche gestorben, Ray Bradbury, Schriftsteller, Drehbuchautor, aber auch Autor des Klassikers Fahrenheit 451. Ein Buch, das ich kannte, ehe ich es las, dank der großartigen Verfilmung, die es schafft, obwohl sie in einigen Fakten doch stark von der Vorlage abweicht, die Botschaft klar zu vermitteln. Fahrenheit 451 ist für mich eines der besten Bücher und eines der Bücher, das mich zum Schreiben gebracht hat. Darum ist der Verlust für die Welt durch den Tod Ray Bradburys immens.

In Fahrenheit 451 ist die Welt anders, als heute. Man könnte es also einen Science Fiction Roman nennen. Noch klarer wird es eingeteilt in die Gruppe der Dystopien neben Schöne neue Welt und 1984. Und doch ist es etwas Besonderes, weicht leicht ab vom endlosen der futuristischen Staaten. Und es geht um mehr, als nur die Zukunft, es geht um das hier uns jetzt, um Zensur, um gesellschaftliche Normen und um das Buch an sich.

Denn Bücher sind in der Welt von Fahrenheit 451, von der Welt des Feuerwehrmanns Montag, verboten. So verboten, dass die Feuerwehr nicht etwa Brände löscht, sondern sie legt, und zwar dort, wo Bücher, Gemälde, Kunst und freie Gedanken anzutreffen sind. Denn freie Gedanken stören den Weltfrieden. Wo frei gedacht wird, fangen Menschen an, Fragen zu stellen, fangen Menschen an, zu Schlüssen zu kommen, die mit den Aussagen der Regierung nicht konform sind. Darum müssen sie zerstört werden, an ihrer Wurzel, im Buch.

Montag aber denkt trotzdem. Schon bevor er die Nachbarstochter kennenlernt, die ihm Fragen stellt, durch die er auf neue Fragen kommt. Schon davor, wenn er seine Frau vor den Fernsehwänden stehen sieht, mit ihrer „Familie“, den Schauspielern, den Unechten reden sieht. Er weiß, da muss mehr sein. Mehr, als das. Und als Clarisse kommt, das Nachbarsmädchen, mit neuen Fragen und neuen Ideen, wagt Montag das unfassbare: er liest. Und er liest weiter und er lernt zu verstehen und er lernt zu denken.

Im Gegensatz zum Film, in dem Clarisse erwachsen ist, eine Lehrerin, mit der Montag gemeinsam flieht, verschwindet das Mädchen im Buch, Montag glaubt, sie sei Tod. Er wird es nie erfahren. Fliehen muss er auch hier, verraten, verkauft, und trotzdem besser dran, als die Marionetten der Regierung und der Fernsehwände. Er trifft auf eine Gruppe von Rebellen, sieht den Krieg, in dem sein Land schlittert, ohne das seine Bewohner es erfahren, aus der Ferne. Hört die Bomben, ahnt die Toten. Bei den Rebellen wird er mehr als nur ein Mitglied, er wird einzigartig, eine neue Erfahrung. Er wird ein Buch, indem er sich an jedes Wort aus einem Roman erinnert.

In Fahrenheit 451 geht es um Bücher, um Inhalt, um Individualität. Zwischen den Zeilen steht immer mehr, das wusste Bradbury. Zwischen den Zeilen unseres Lebens stehen Fragen, die wir noch nicht gestellt haben. Und wir sollten froh sein, dass wir sie noch erdenken können. Montag musste es erst lernen und damit ist er dennoch besser dran, als viele von uns, die ihre Grenzen nicht einmal sehen, und nie daran denken, sie überschreiten zu können.

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