Who the f*** is Heidi – Sarah Krobat

Aus dem neuem Dotbooks-Program hat mich Who the f*** is Heidi von Sarah Krobat sofort angesprochen. Warum? Es geht um Selbstfindung, um gutes Essen, um wichtige Entscheidungen. Und mein Einmal durchs Regal Konto freut sich über 311 zusätzliche Seiten. Was sich aber nach einer Neuversion von Eat Pray Love anhört, ist Gott sei Dank etwas ganz anderes.
Vorab wichtig, die 311 Seiten sind ein Erfahrungsbericht. Autorin und Erzählerin sind für den Leser darum schwer auseinanderzuhalten, der Nicht-Literaturwissenschaftler würde vielleicht behaupten, es gäbe da keinen Unterschied. Die Käsefirma Jumi aus der Schweiz gibt es wirklich. Auf der Internetseite gibt es kleine Geschichten rund ums Käseherstellen. Solche Geschichten gibt es auch im Buch.
Sarah ist fertig, mit der Welt, mit ihrem Magen, mit dem Stress. Sie kündigt und folgt ihrem Herzen, besser gesagt, ihrem Magen. Denn als Werbetexterin hat sie kaum noch etwas zu sich nehmen können, ihre Leidenschaft aber sind Lebensmittel und gutes Essen. Nur logisch, dass sie das Praktikum bei der kleinen Schweizer Käsefirma Jumi annimmt, als sich ihr die Chance bietet. Ohne feste Arbeit, dafür aber mit viel Neugierde und Spaß macht sie sich auf und erkundet Bern, die Faszination der Käseherstellung, lernt Fleisch neu kennen und friert auf den Londoner Weihnachtsmärkten.
Who the f*** is Heidi als einfaches Selbstfindungsbuch abzutun ist wirklich zu einfach. Eigentlich weiß Sarah nämlich wer sie ist. Sie trifft ihre Entscheidung, die Werbewelt zu verlassen bei vollem Verstand und mit aller Gewissheit und schlägt einen neuen Weg ein, macht ihre Leidenschaft zur Berufung und macht nicht mehr nur, was sie gut kann, sondern, was ihr Spaß macht. Ein mutiger Weg in unserer Gesellschaft, die auf Profit und Funktion getrimmt ist. Ein wichtiger Weg. Und zum Glück ohne schmalzige Liebesgeschichte oder Beziehungskrisen.
Das Buch macht Lust. Nicht unbedingt Lust, den Beruf hinzuschmeißen und neu anzufangen, aber Lust auf gutes Essen, auf bewusstes Essen und bewusstes Leben. Auf Raum für Dinge, die zu den Liebsten gehören und schnöde Vernachlässigt werden. Auf Kürbiskernöl.
Nein, Sarah muss sich nicht selbst finden, sie beschließt viel mehr ihr Leben lebenswerter zu machen und es mit allem zu füllen, was ihr Freude macht. Käse, Freunde, Essen, Leben. Sie arbeitet dabei, schlägt neue Wege ein und lernt bei Jumi durchaus Dinge dazu. Fast zu schön, um wahr zu sein, und dennoch ist es ein wahrer Erfahrungsbericht.
Der einfache Stil macht es leicht, das Buch zu lesen, und dennoch merkt der geübte Leser: Die Autorin kann schreiben, weiß, welche Worte treffen und welche ihren Zweck erfüllen. Immerhin schreibt Sarah Krobat als Sarah Satt auf ihrem Blogg über Essen und was es mit dem Leben zu tun hat. Und seien wir mal ehrlich: gutes Essen ist Gold wert.
Das Buch bekommt von mir eine klare Empfehlung für eigentlich alle Lesegruppen. Für die klassischen Selbstfindungsbuch-Leser, die Essens-Liebhaber, die Transkulturellen, die Urlaubslektüresucher und diejenigen, die nach der stressigen Arbeit auch etwas vom Glück wollen. Mit Who the f*** is Heidi könnt ihr nur richtig liegen. Aber Vorsicht: Hunger vorprogrammiert.

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