Expressionismus – schrei es raus

Die Expressionisten wollten herausschreien, was die Umstände mit ihnen machten (Foto: ritinhacorain / pixabay.de)

Oft wird als Gegenströmung zum Impressionismus relativ simpel der Expressionismus genannt. Ganz so einfach ist es aber nicht, denn viele Tendenzen treten in beiden Strömungen auf und führen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Immerhin vom Wort her entgegen dem Impressionismus ist der Expressionismus gerichtet, der 1910-1925 eingeordnet wird. Auch die Expressionisten wollten nicht die Wirklichkeit darstellen, allerdings nicht die Subjektiven Empfindungen. Vielmehr trugen sie nach außen, welche Auswirkungen die Impressionen auf ihr Inneres hatten.

Gemeinsame Themen
Die Großstadt als Feindbild (Foto: unsplash / pixabay.de)

Hier zeigt sich aber schon eine Überschneidung. Die Fin-de-Siècle Stimmung beispielsweise zeigt sich ebenso in expressionistischen Gedichten wie im Impressionismus. Van HoddisWeltende beispielsweise braut sich ein vernichtender Sturm zusammen. Auch die Themen teilen sich die Expressionisten mit der Tendenz der Jahrhundertwende. Die Industrialisierung und ihre Auswirkung auf die Menschen wurde fokussiert, Hunger, Armut, Empörung. Prägend war außerdem eine antibürgerliche und antinationale Stimmung und stattdessen die Behandlung gesellschaftlicher Themen. Neben der Industrialisierung war die Entstehung von Großstädten ein Problem, das die Expressionisten anprangern wollten.

Von der Krise ohne Sinn
Die Sozialkritik erzeugte ein Wir-Gefühl (Foto: PublilcDomainPictures / pixabay.de)

Sozialkritik erzeugte also eine Art Wir-Gefühl, wobei die Texte eine große stilistische Vielfalt boten. Gerade darum werden die Epochenbezeichnungen hier uneinsichtiger. Beispielsweise kommt auch die Sprachkrise, die auch die Impressionisten kannten, hier auf eine Art Höhepunkt. Der Dadaismus spielt mit Sprache, die letztendlich ihre Aussagekraft verliert und sinnfrei wie vernunftlos erscheint. Gerade die Vernunft kritisierten die Dadaisten als Schuldige für die Situation ihrer Zeit. Ohne Logik waren darum auch ihre Werke, grammatikalische Zusammenhänge wurden aufgehoben, Unsinnsworte kreiert.

Der verzweifelte Wunsch nach Veränderung
Viele junge Schriftsteller hofften auf Veränderung und fielen im 1WK (Foto: Antranias / pixabay.de)

Sinnsuche ist im Grunde auch Thema in Berlin Alexanderplatz des Expressionisten Alfred Döblin. Die Großstadt wird kritisiert und die menschliche Vernunft doch zumindest angezweifelt, die den Protagonisten und ganz Deutschland in dieses Situation gebracht hat. Die Expressionisten wollten eine Veränderung bewirken und ahnten einen Sturm der Zerstörung, der sich ihnen im Ersten Weltkrieg auch zeigte. Einige der jungen Dichter wurden eingezogen und fielen. Und auch in den ersten Jahren der Weimarer Republik fanden die Expressionisten wenig Ruhe, zu unbeständig war die Zeit, zu unsicher die politische Situation.

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3 Kommentare

  1. Der Expressionismus ist derzeit meine Lieblingsepoche. Früher war es Sturm und Drang, aber mit dem Älter werden, hat sich dieses jugendliche Drängen etwas verändert. Es ist reifer geworden, kritischer, vielfältiger und möchte sich noch mehr Ausdrücken und gleichzeitig ist da diese Schwere ins Leben getreten, die Last der Welt, wird so sehr spürbar, die jugendliche Leichtigkeit verschwand. Darum fühle ich mich im Expressionismus derzeit gut aufgehoben. Wobei man aufpassen muss, dass man nicht zu viel Bedrückendes liest.
    Besonders mag ich diese unglaubliche Ausdrucksfähigkeit der Expressionisten.
    Außerdem lebe ich in Wien und hier ist diese Atmosphäre des Fin de Siecle besonders spürbar, immerhin war es auch der kulturelle Höhepunkt von Wien.
    Ich spüre diese Atmosphäre der Zeit vor dem 1. Weltkrieg auch in unserer Zeit wiedergespiegelt. Schlechte Arbeitsbedingungen, Großstädte, aufkeimender Nationalismus, Unzufriedenheit, Ungleichheit… das sind alles Gefühle die auch heute wieder aktueller sind, denn je.

    Liebe Grüße, Anja

    1. Interessant, denn der Expressionismus war im Prinzip selbst eine Bewegung der Jugend. Aber so wie du es beschreibst, ist es vor allem das Fin de Siècle, das du magst.

  2. Ja, im Grunde waren ja die meisten Bewegungen Jugendbewegungen.
    Ich denke dabei eher an Lebensabschnitte und Themen, die einen bewegen. Vielleicht nicht vom Alter abhängig, eher von den Lebensumständen oder Erfahrungen. Als Jugendliche habe ich noch auf dem Dorf gewohnt. Da waren mir die Themen von Goethe viel näher als Texte über die Großstadt. Heute lebe ich in der Großstadt, aber ewig werde ich hier auch nicht bleiben.
    Also wahrscheinlich wird dann auch bald der Expressionismus wieder von einer anderen Lieblingsepoche abgelöst 🙂

    Lg, Anja

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