Entfachte Glut – Raywen White

Bei NetGalley gab es zum Erscheinen vom zweiten Band Der Fluch der Unsterblichen -Reihe von Raywen White (Vergessene Leidenschaft) auch den ersten Teil Entfachte Glut zu lesen. Die 621 Seiten konnte ich mir nicht entgehen lassen, die als Auftakt eines fantastischen Epos angepriesen wurden und bei Forever (Ullstein) im Januar erschienen sind.

coverKane, dem Ziehsohn eines Dämonenfürsten, wird das Neugeborene einer Elfe praktisch vor der Nase entführt. Zur Strafe muss er schwören, das Kind zu finden. Ruhelos irrt er darum seit mehr als zwanzig Jahren durch die Welten als er auf Tanja trifft. Zum ersten Mal seit langem denkt er an etwas anderes, als das Kind, nämlich daran, sie so schnell wie möglich in sein Bett zu bekommen. Schnell stellt sich heraus, dass Tanja das Kind der Elfe ist, ein Mischling und damit dem Tode geweiht. Kane entführt sie, um sie seinem Vater auszuliefern. Doch eine innere Stimme sagt ihm, das Tanja nur zu ihm gehört. Aber Kane hat Angst, Angst vor seinem wahren Ich, während Tanja nicht mehr weiß, ob sie ihren Gefühlen noch trauen kann.

Protagonisten: gut

Spannung und psychologische Verstrickungen haben mich zu dem Buch gelockt. Das bekam ich auch. Sowohl Tanja als auch Kane haben ihre Vorgeschichte und sind dementsprechend vielschichtig aufgebaut, auch wenn sie sich in der Handlung permanent im Kreis drehen. Die Nebenfiguren sind dafür nur grob gezeichnet und wirken schnell flach. Das mag daran liegen, dass folgende Bände andere Charaktere aufgreifen sollen, lässt hier aber die Nebenhandlungen platt erscheinen.

Sex statt Liebe

Tatsächlich kristallisiert sich schnell heraus, dass Kanes Schwur zwar die Reise und seine Zerrissenheit begründet, die eigentliche Handlung sich aber auf erotischer Ebene zwischen Kane und Tanja abspielt. Im Grunde nichts anderes als 75% Vorspiel und 25% Akt(e). Dass dabei alle Klischees des erotischen Kitschs abgearbeitet werden, strapaziert meine Lesegeduld stark. Erotik in Liebesgeschichten gehört für mich dazu. Bei Entfachte Glut aber besteht die „Liebe“ allein in sexueller Anziehung. In schweren Hoden, harten Penissen und feuchten Vaginen. Grenzen bis zur Vergewaltigung werden ausgetestet, was aber nur verwirrt und die Handlung nur peripher vorantreibt.

Wäre nicht nötig

Dass die Autorin dabei tatsächlich schreiben kann, zeigt sich in den Stellen dazwischen, wenn es psychologisch, gefährlich, spannend und mitreißend wird. Trotz ihrer langanhaltenden Lernresistenz entwickeln sich die Protagonisten und wachsen über sich hinaus. Kleine Details beweisen sich als wichtige Hinweise und fast jeder Schritt ist durchdacht. Ein gelungener Aufbau, der so viel Kitsch gar nicht nötig gehabt hätte.

Entfachte Glut hat mich zwar sehr neugierig auf Vergessene Leidenschaft gemacht. Als Lektüre war es aber selbst ein Griff ins Klo des erotischen Kitschs. Ich kann kaum sagen, ob ich es wirklich als fantastische Liebesgeschichte bezeichnen würde. Liebe erfährt auf den über 600 Seiten kaum Raum. Der Stil aber und das, was von der Handlung tatsächlich übrigbleibt, wenn ich den Sex abziehe, hat mir gut gefallen und ich bin gespannt, ob der zweite Band hier ansetzen kann.

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