Deutschland – Ein Wintermärchen von Heinrich Heine (14.12)

Ein Titel, der mehr Winter erwarten lässt, als tatsächlich drinnen steckt. Doch Heinrich Heines Deutschland – Ein Wintermärchen gehört zu meinen Lieblingsbüchern, Sommers wie Winters. Für die Schule einst gekauft, ist meine Reclam-Ausgabe schon so zerlesen, dass es höchste Zeit für ein neues Exemplar wird.

Heine schreibt mit Witz und Ironie. Einige Anspielungen versteht nur, wer sich auch mit Deutschlands Geschichte auskennt. Doch auch ohne den historischen Hintergrund liest man den Humor, merkt, dass mehr zwischen den Zeilen steckt.

Die Verse bleiben im Gedächtnis, der Rhythmus ist eingängig. Was man Heine auch vorwerfen will, ein schwer zu lesender Text ist nicht dabei.

Deutschland – Ein Wintermärchen erzählt von einer Heimreise, einer Deutschlandreise aus dem Exil heraus, eine Heimkehr in ein Land, das einst Heimat war und dessen Gewohnheiten wie Fremdheiten auf den Erzähler treffen. Die heimatliche Küche wird der ewig fragenden Mutter nebenangestellt, die erste Heimatberührung fasst in das Treffen auf die Hüter des Gesetzes. Pro und Kontra stets nebeneinander und manchmal eben noch etwas mehr.

Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, alles kommt zusammen. Realität und Vorstellung, Erinnerung und Geschichte, Traum und Wirklichkeit, alles verschwimmt. Im Gipfel blickt der Erzähler in die Zukunft, riecht im Nachttopf von Morgen. Der Erzähler jammert nicht, er klagt und er klagt an, ist bereit, für seine Überzeugungen einzugestehen. Ein Aufruf, auch heute noch, sich selbst treu zu sein, Widerstand zu leisten, auf verschiedenen Ebenen. Ein Wolf im Schafspelz zu sein, wenn es sein muss.

Deutschland – Ein Wintermärchen les ich immer wieder gern, amüsiere mich über die Andeutungen, freue mich an der Sprache. Ein Klassiker und einfach ein guter Lesestoff.

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