Der rote Ballon – Liniers

Letzte Woche hat mir der Antje Kunstmann Verlag einen großen Buchwunsch erfüllt. Seit der Buchmesse schwärme ich für LiniersDer rote Ballon, das bereits 2016 erschienen ist. Das wunderschöne Kinderbuch, von Ulrike Becker aus dem Englischen übersetzt, mit 32 Seiten durfte bei uns einziehen und wird seitdem täglich gelesen. Danke an den Verlag für mein Exemplar.

Der rote Ballon erzählt die Geschichte zweiter Geschwister, die zusammen einen Samstag verbringen. Es regnet, doch das hindert die Kinder nicht, in den Garten zu gehen. Das ältere Geschwisterchen übernimmt fast ausschließlich die Rede, einen Erzähler gibt es nicht und das kleinere Geschwisterkind unterstütz nur mit einzelnen Worten. So wird das Buch im Grunde zu einem einzigen Monolog. Ein ausdrucksstarker Monolog.

Bild und Wort

Die Geschichte wird darum auch erst in Zusammenhang mit den Bildern vollständig, die vom Autor selbst stammen. In einer wunderschönen Symbiose führt das große Kind sein jüngeres Geschwisterchen, das noch im Gitterbettchen schläft, und damit den Leser durch den verregneten Samstag. Dabei zeigt es die beneidenswerte Fähigkeit, immer das Positive zu sehen. Das reißt mit. Sowohl das kleinere Kind, als auch den Leser jeden Alters.

Sehr gelungen finde ich die universelle Art der Kinder. Der einzige Hinweis, dass der Autor eventuell seine Kinder als Vorlage nutzt – zwei Mädchen – steckt in dem Kosenamen des größeren Kindes für das Kleine. „Clemmie“, sagt es. Die jüngste Tochter von Liniers heißt Clementina. Doch das Geschlecht spielt keine Rolle. Genauso wie es für Kinde in dem Alter der Figuren absolut noch keine Rolle spielt. Der Blick, den der Autor und Künstler hiermit erzeugt, ist exemplarisch für das Buch. Es ist der absolut unschuldig kindliche Blick. Einer, der das Samstagsfrühstück besser schmecken lässt und Regen zu einem wunderbaren Spiel werden lässt.

Was noch dahinter steckt

Doch das ist noch nicht alles, was Der rote Ballon Lesern, Vorlesern, Zuhörern und Betrachtern ermöglicht. Das Buch zeigt außerdem eine rührende Geschichte von einer Geschwisterbeziehung. So wie das kleine Kind sein großes Geschwisterchen verehrt und folgt, bemüht sich das Große, auf die Ängste und Bedürfnisse einzugehen, die das Kleinkind zeigt. Ein wunderbarer Spiegel für die Verkopftheit der Erwachsenen, die nur ihren eigenen Weg sehen. Doch hier ist das ältere Kind zwar in gewisser Weise lehrend, lernt aber selbst genauso. Fast scheint es, dass es seine kindlichen Fähigkeiten nur entdeckt, um das Kleine zu begeistern.

Viel Herz und Wärme stecken in diesen 32 Seiten, die uns alle begeistern. Der Große liest es seinen kleinen Geschwistern vor, die sich auch allein durch die Bilder begeistern. Und ich freue mich immer wieder auf das Buch, auf seine Geschichte, sein Ende, das Gefühl, dass es in uns hinterlässt. Absolute Empfehlung!

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