Das Herz von Paris – Caroline Vermalle

Über Netgallery bin ich auf den Bastei Lübbe Titel Das Herz von Paris von Caroline Vermalle gestoßen. Obwohl ich ja keine große Schnulzen-Leserin bin, hat mich die Beschreibung des 304 Seiten langen Romans in der Übersetzung von Ulrike Werner-Richter schnell fasziniert.

Caroline Vermalle: Das Herz von ParisGuillaume ist Fremdenführer und schreibt an einem Roman über Voltaire. Er hat einen Sohn und trauert noch der Beziehung zu dessen Mutter hinterher, die bereits seit Jahren beendet ist. Da verliebt er sich von einem auf den anderen Tag in seine beste Freundin Edie und ist völlig überwältigt. Er stolpert durch die gemeinsamen Treffen. Noch dazu dreht die gemeinsame Chefin durch, das Reisebüro steht kurz vor dem aus. Edie hat eine Idee und Guillaume muss sich zusammenreisen, denn mehr als nur sein Herz steht auf dem Spiel.

Der Plot klingt ziemlich einfach und ist es auch. Die großen Überraschungen bleiben aus. Mit einem realistischen Hang manövriert Guillaume als Erzähler durch seine Geschichte. Er ist verliebt und seine Welt steht Kopf, verändert sich aber nicht sofort. Noch immer genießt er die Zeit mit seinem Sohn, hadert mit seinem Manuskript, will seinen Beruf nicht aufgeben. Die Einbettung der Liebesgeschichte in das Leben hat mir gut gefallen. Es gibt Schmetterlinge, aber alle bleiben mehr oder weniger am Boden.

Keine großen Überraschungen heißt aber auch, dass die Spannung verhalten ist. Es werden kleinere Schwankungen eingebaut, die Reiz schaffen sollen. Aber keine großen Umwürfe. Das macht die Geschichte irgendwie authentisch, weniger melodramatisch, als ich kurz befürchtet hatte. Es gefällt mir. Kurz gestockt habe ich da lediglich am Ende. Da wird die Handlung ins Zeitgeschehen eingebettet und ich habe mich gefragt, ob die Alltäglichkeit der Geschichte wirklich Raum finden darf in einem weltbewegenden Ereignis.

Der Stil ist auf jeden Fall toll. Eine leichte Sprache, der die Schwere anhängt. Wie bei einem guten Wein, der erst sanft auf der Zunge weilt und dann seine Tiefe zeigt. Die Tiefe des Romans ist die zwischen Schein und Sein zu stehen. Die Enttäuschung des Fabelhaften im Alltäglichen. Das Erkennen des Wunderbaren in der Langeweile. Es ist eine Mischung aus Überdruss und Sehnsucht. Das Paris-Snyndrom des Buche, der alle befällt die mit der Wirklichkeit konfrontiert werden statt mit einem romantischen Film-Paris. Es dehnt sich aus auf die Geschichte. Die Liebe in der Wirklichkeit, statt auf Wolke sieben. Und das hat mir wirklich gefallen.

Das Herz von Paris ist darum ein leichtes Buch. Die Gefühle sind leicht und luftig, holen einen dennoch auf den Boden. Der Stil flaniert ein bisschen, der Erzähler schweift manchmal ab. Und am Ende zeigt sich doch, dass alles zusammenhängt und pulsiert. Ein Buch, das nicht nur nach Paris entführt, sondern in eine Welt der Ent-Täuschung. Und das vor dem Hintergrund, dass der Erzähler sich als Autor gibt, wo das Buch doch von einer Autorin verfasst ist. Kleinigkeiten vielleicht, aber hier sind es eben Kleinigkeiten, die Größe zeigen.

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