Der erste Dezember. Und die Alarmglocken läuten. Ich muss noch Weihnachtsgeschenke kaufen. Aber ich hab doch noch Zeit. 24 Tage. Nein – Moment. Minus die Sonntage, drei, denn der erste Advent war schon im November. Also noch 21 Tage. Hm, dürfte reichen. Einmal los und volle Taschen. Das Geld kommt am 15ten. Aber dann sind es ja nur noch 9 Tage, 8, ohne Sonntag. Acht Tage also, um alle Geschenke zu kaufen. Wird knapp. Ich sollte mir vorher eine Liste anlegen. Für Papa und Mama und die kleine Schwester. Was bekommen die nur? Ein Buch für Mama, passt immer, Krawatte für Papa, na also, die Schwester, naja, auch ein Buch, oder eine CD, das wird schon gehen. Und dann? Und welche? Und reicht es? Und wie viel ausgeben? Und wie verpacken? Und jedes Jahr das gleiche.

Oder mal was Spektakuläres? Theaterkarten für die Eltern, mag Papa nicht. Restaurantgutschein, mag Mama nicht. Eine romantische Reise – romantisch? Meine Eltern? Lieber nicht. Bin zu alt, um selbst zu basteln. Sie sind zu jung, um nichts zu wollen, selbst wenn sie es sagen. Und die Schwester.

Nah und fremd, gleiches Blut, ferner Geist, was weiß ich. Make up oder Klamotten, aber welche Marke hat sie, welche Farbe mag sie, die Fremde in meinem Leben. Nicht leicht, nicht leicht und dabei bleibt es nicht.

Die Tante nicht vergessen, die Omas, die Onkel. Und die Cousinen? Wenigsten etwas für die Tochter von der einen, die ist noch ganz klein und so süß. Aber was? Ein Kuscheltier – davon hat sie genug. Was zum Malen – aber malt sie schon und überhaupt und sowieso. Eine DVD – darf sie ja eh nicht sehn. Und Zucker ist schlecht für die Zähne. Und Bücher nur in Rosa. Und Haare hat sie nicht.

Sie werden mich umzingeln, mit ihren Paketen und hübschen Schleifchen und Kirchenliedern und Bratengeruch. Umzingeln und tauschen, statt schenken wollen. Was ist ein Geschenk auch anderes?

Der erste Dezember. Ihr könnt mich alle mal. Dieses Jahr bekommt jeder, ob groß oder klein, ein Patentier im Zoo, einen Patenbaum im Wald oder ein Patenkind in Afrika. Scheiß auf Geschenke, schenkt doch mal und zwar ohne was dafür zu bekommen.

Oder doch? Oder nicht? Oder wie? Oder wo? Oder was?

Was würden sie wohl dazu sagen? An Weihnachten. Du lieber Gott.

Der erste Dezember. Und die Alarmglocken läuten. Was würde ich der Welt gern alles schenken. Und dann reicht es gerade für ein Buch für meine Mutter, eine Krawatte für meinen Vater und Nagellack für die Schwester. Wenigstens etwas. Wenigstens etwas würde ich einmal gern anders machen. Einmal. Einmal, aber nicht jetzt. Nicht jetzt, aber einmal. Oder doch.

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