Black Cage von Tinka Wallenka

Weil ich bei Happy Halloween gemerkt habe, dass Tinka Wallenka durchaus auf längeren Texten überzeugen kann, habe ich mir auch ihren Roman Black Cage vorgenommen. 332 Seiten kamen da immerhin zusammen. Der Schauplatz Japan und die japanische Mythologie sind mir dabei relativ fremd, so dass es durchaus interessant war, da mal hinein zu schnuppern.
Miyuki lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel. Seltsame Träume, die immer mehr Auswirkungen auf die Realität nehmen, treiben sie aber seit kurzem zur Verzweiflung. Grund dafür ist ein Todesengel, der Miyuki zu zwingen versucht, ihm bei seinem Ausbruch aus dem „Black Cage“ zu helfen. Obwohl sie sich dafür in ihn verlieben müsste (oder es zumindest sagen), treibt er sie mit Gewalt und Angst in die Panik. Auch vor Morden macht er keine Halt. Doch Miyuki ist hilflos, nur wenn sie ihn wirklich befreit, kann sie ihn auch besiegen. Aber ist sie dem gewachsen?
Endlich keine Romantasy, keine versteckte Liebegeschichte zwischen dem bösen Engel und dem hilflosen Mädchen. Gut auch, dass die Autorin Möglichkeiten aufzeigt, Wege erschließt und dann doch Türen wieder zuschlägt. Der Leser wie Miyuki schwanken so zwischen Hoffnung, Planung und den Trümmern von Miyukis Leben. Jede menschliche Hilfe kommt zu spät und die Protagonistin verliert alles, gewinnt am Ende trotzdem. Dieser Zwiespalt ist meiner Meinung nach gelungen, lässt kein glückliches Ende auferstehen und hält dennoch etwas daran fest.
Das Problem der Autorin relativ viel zu beschreiben und zusammenzufassen, dass in ihren Kurzgeschichten noch mehr heraustritt, ist aber auch hier erkennbar. Viel zu distanziert werden manche Rückblenden und Ereignisse angegangen, ein wenig mehr Tiefe, mehr Raffinesse hätte hier nicht geschadet. Und dass sie es kann, beweist Tinka Wallenka an anderer Stelle dann doch. Ein frühes Werk eben, dass Potential erkennen lässt, aber noch einige Schwachstellen hat.
Da das Buch in Eigenregier herausgegeben wurde, kann über die paar Rechtschreibfehler durchaus hinweggesehen werden – die kommen leider auch bei ordentlich lektorierten Verlags-Büchern vor. Ärgerlich sind sie dennoch. Außerdem beschreibt sich der Charakter der Hauptfigur hauptsächlich durch die Menschen, die sie verliert und verloren hat. Etwas mehr Persönlichkeit hätte mir hier auch gefallen, etwas, wodurch ich mich mehr mit Miyuki identifizieren könnte. Für Autoren selbst ist diese Identifizierung manchmal so selbstverständlich, dass oberflächliche oder flache Charakterisierungen schnell übersehen werden.
Problematisch sehe ich auch, dass der 11.09.2001 als Tat des Todesengels interpretiert wird. Das Ereignis war dann doch so enorm und eben durchaus durchgeplant, dass dafür schlecht eine Sekunde Schlaf als Ursache abgestempelt werden kann. Die Idee dahinter mag einleuchten, der Verweis selbst ist in meinen Augen unglücklich. Die Explosion des Krankenhausflügels finde ich da wesentlich plausibler, auch weil sie nicht derart historisch verortet ist.
Das Buch ist teilweise untypisch und darum interessant. Wie gesagt, kenn ich mich mit der japanischen Mythologie wenig aus, darum war es auch eine nette Abwechslung zu anderen Büchern, die ich lese. Potential lässt sich erkennen, die Schwachstellen sind aber leider auch noch unverkennbar. Doch Übung macht bekanntlich den Meister und ich denke durchaus, dass Kritik konstruktiv sein kann und die Autorin mehr in sich hat. Vom Stil her jedenfalls war Black Cage schnell zu lesen, manchmal aber noch unsicher und zu zusammenfassend.

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