Aphrodite – Isabel Allende

Isabel Allende ist für mich eine der außergewöhnlichsten Autorinnen unserer Zeit. Sie malt mit Worten Landschaften und Geschichte in die Bücher. Die Kurzgeschichten der Eva Luna, die sie schrieb, zeigen das Magische in unserer Welt und bleiben dabei realistisch. Eine Macht, die wenige Schriftsteller haben. Deswegen wird sie auch immer ein Vorbild auf dieser Ebene für mich sein.

Wichtiges Element ihrer Geschichten sind immer alle Sinne. Farben, Geräusche, Düfte, Geschmäcker, Oberflächen. Sinnliches in allen Dimensionen. So ist es nicht verwunderlich, dass Isabel Allende mit Aphrodite ein Kochbuch der besonderen Art geschaffen hat. Schon weil darin eben aphrodisierende Speisen beschrieben werden. Haremstruthahn zum Beispiel, Bananenseufzer, Adamsäpfel und Auberginen des Scheichs. Gerichte, bei denen es schon dank der Namen zu kribbeln beginnt.

Doch natürlich bleibt es bei Isabel Allende nicht bei den Gerichten. Im Gegenteil. Sie stehen am Ende des Buches, sind kommentiert und von ihrer Mutter ausprobiert worden. Die ersten zwei Drittel des Buches aber sind voll mit Anekdoten und Geschichten, Erklärungen und Hintergründen. Und voll mit Sinnlichem. „Vielfalt“, schreibt Isabel Allende selbst, sei nötig, für die Liebe und die Lust. Sie geht ein auf die Vielfalt der Düfte, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen, die den Geschmack ankündigen, die Verlangen schüren. Liebe geht durch den Magen und Essen ist erotisch. Süße Früche, scharfe Soßen, zartes Gemüse. Zitate aus allen Zeiten und Ländern führt die Autorin als Beleg an, erzählt von Mythen und Legenden, von Besonderheiten und Vorstellungen.

Aphrodite enthält aber keine pornografische, wohl aber erotische Geschichten. Erotisch, weil der Mensch sich mehr denkt, als da steht. Erotisch, weil dank der Sinne das Bild nicht bloß gezeigt wird. Wie die Autorin es selbst schreibt: „wo die Grenzen zwischen Liebe und Appetit sich so verwischen, daß sie mir bisweilen völlig abhanden kommen“. Gutes Essen geht uns einfach ebenso unter die Haut wie guter Sex, wie die Liebe selbst. Darum ist Aphrodite ein Buch für alle, die gutes Essen lieben, die die Liebe lieben und die beides immer schon miteinander verknüpft haben.

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